Aus der sehr losen Reihe „Unsere erste Bundesligasaison“
Wer neu ist, stellt sich erst einmal vor, so gehört es sich. Von daher hier eine kurze Vorstellung der Frauenmannschaft des Stuttgarter Rugby Clubs (SRC).
Die SRC-Frauenmannschaft ist der zweite Anlauf, Frauenrugby in der Stuttgarter Region zu etablieren, ein Anlauf, der seit nunmehr fünf Jahren Bestand hat und mit dem zweifachen Gewinn der 2. Bundesliga in Folge auch als „einigermaßen erfolgreich“ zu bezeichnen sein dürfte, nicht zu vergessen der zweite Platz in der Regionalliga-Meisterschaft im letzten Jahr.
Die Berufung von drei Spielerinnen in den Auswahlkader der Nationalmannschaft sollte an dieser Stelle auch nicht unerwähnt bleiben.
Als Abteilung des ehemaligen Post-Sportvereins hatte Rugby in Stuttgart bis zum Rückzug der Post aus dem Sportgeschehen eine lange Tradition und stand wie viele Abteilungen der PSG (Post-Sportgemeinschaft) unter den wohlbehüteten Fittichen eines großen Vereins. Zu dieser Zeit verfügte die Rugbyabteilung der PSG über zwei Herrenmannschaften, ein Frauenteam sowie eine Jugendarbeit, die diesen Namen auch verdiente.
Wie alle anderen Post-Sportvereine auch stand man vom einen auf den anderen Tag vor dem Aus und der Wahl, aus dem Stand etwas Eigenes aufzubauen oder aber Rugby in der Region zu den Akten zu legen, was als „Alternative“ gar nicht in Frage kam. Es musste im wahrsten Sinne des Wortes bei Null angefangen werden, denn außer einem Scherbenhaufen inklusive einer beschaulichen Ruine, die einmal das Vereinsgebäude war, hatte die PSG nicht viel übrig gelassen.
Mit der Gründung des SRC schrumpfte der Verein auf eine Herrenmannschaft zusammen. Für eine Frauenmannschaft oder gar Jugendarbeit waren schlicht keine Ressourcen vorhanden, ebenso wenig wie das nötige Personal. Inzwischen ist der SRC einer der Rugbyvereine mit dem größten Mitgliederzuwachs, einer guten Jugendarbeit, und seit fünf Jahren eben auch wieder einer Frauenmannschaft.
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Nach zwei langen Lehrjahren mit kleiner Besetzung in der Regionalliga Süd stellten sich langsam die ersten Erfolge ein. Von Anfang an war immer das Ziel, auf einmal in der Vergangenheit gemachte Fehler wie „zu früh, zu schnell, zu kurzsichtig“ bewusst zu verzichten und längerfristig zu planen, was innerhalb des SRC für alle Mannschaften, seien es Herren, Frauen oder Jugendarbeit, ein ungeschriebenes Gesetz ist. Der Aufbau erfolgte mit Umsicht und Bedacht in einem exzellenten Vereinsklima mit vergleichsweise junger Vereinsführung, die den landesweiten Funktionärs-Altersdurchschnitt um einige Jahre senken dürfte. Mit dem großen Einzugsgebiet rund um die Landeshauptstadt im Rücken, einigen glücklichen Fügungen sowie einer geringen Fluktuation etablierte sich langsam eine Mannschaft, die in der Saison 2005/2006 erstmals das Finale der 2. Bundesliga erreichte und, auch ein wenig zur eigenen Überraschung, deutlich gewann. In der Saison 2006/2007 konnte der Titel erfolgreich verteidigt werden, und bis auf das Regionalligafinale war die Saison eine durchweg erfolgreiche. Da der Kader inzwischen auf deutlich mehr als zwanzig Spielerinnen angewachsen war, die auch trotz teils längerer Anfahrten oder widrigstem Wetter regelmäßig zum Training erschienen und sich fast ausnahmslos zu den Spielen anmeldeten (manche Trainer können an dieser Stelle ruhig tief durchatmen oder gerne auch seufzen), bestand gegen Mitte der Saison bereits ein Luxusproblem, das sich bisher nicht gestellt hatte. Es konnten nicht mehr alle Spielerinnen in einem Spiel der 2. Bundesliga eingesetzt werden. Bei den Regionalligaspielen trat man daher schon die komplette Saison über fast immer mit einer zweiten Piratenmannschaft an, um jeder Spielerin soviel Spielzeit wie nur möglich zu geben. Für viele Spielerinnen, die zuvor schon in anderen Ländern oder Vereinen einmal 15er-Rugby gespielt hatten, war es das erklärte Ziel, wieder einmal „richtiges Rugby“ zu spielen. Ein Wunsch, der auf vielen zunächst unerfüllten Weihnachtswunschzetteln zu finden war. Als am Ende der letzten Spielzeit fünfundzwanzig Spielerinnen zur Verfügung standen, „musste“ man den nächsten logischen Schritt gehen, der nur 1. Bundesliga heißen konnte, was weit mehr Spielerinnen einen Einsatz ermöglicht und logistisch keinen bedeutenden Unterschied zu den zwei Jahren davor ausmacht, denn es kommt lediglich eine längere Fahrt hinzu.
Inzwischen ist der Kader auf etwas über dreißig Spielerinnen angewachsen, was für den teaminternen Wettbewerb sehr gut ist, aber die Trainer an manchen Tagen erneut vor die unbequeme Gretchenfrage stellt. Das SRC-Frauenteam hat seit 2006 zwei Trainer, die ihren Job gerne machen (an dieser Stelle können nun einige Teams seufzen, aber das gehört zu den bereits erwähnten Zufällen und glücklichen Fügungen, die man ebenso wenig steuern kann wie den Studienplatzzuschlag für eine neuseeländische oder australische Auswahlspielerin in der eigenen Stadt, anhaltendem Verletzungspech oder den Umstand, dass alle neuen Spielerinnen entweder ausschließlich Stürmerinnen oder Dreiviertel sind).
Es gibt keine Erwartungshaltung, keinen Erfolgsdruck und keinen phantasievoll ausformulierten Zehn-Punkteplan, den man am Ende der Saison doch nur neu formulieren müsste, weil es immer ganz anders kommt. Die erste Saison in der 1. Bundesliga sehen wir als „freiwilliges soziales Jahr“, in dem viele aus dem 7er- und 10er-Rugby kommend erst einmal nur lernen können.
Die parallele Teilnahme an der Regionalliga-Süd ermöglicht es, neuen Spielerinnen Spielpraxis zu verschaffen und verletzte Spielerinnen können sich wieder regenerieren. Spielspaß ist hier definitiv wichtiger als Erfolge um jeden Preis. Soweit möglich gilt das selbstverständlich auch für jedes Spiel in der ersten Liga. Das einzige Ziel in dieser Saison heißt „soviel Erfahrung wie nur möglich sammeln“, alles andere ist Bonus, über den wir uns selbstverständlich freuen und auch gerne mitnehmen.
Nach mittlerweile zwei Spielen ist der SRC in der Bundesliga angekommen. Das erste Spiel gegen Germania List wurde nach gutem Start zuhause 19:29 verloren, aber es hätte weit schlimmer kommen können, wenn man bedenkt, dass Germania seit Jahren 15er-Erfahrung hat und es tatsächlich das allererste 15er-Rugbyspiel für die SRC-Frauenmannschaft überhaupt war. Das erste Auswärtsspiel am Wochenende in Berlin brachte die ersten Punkte und die Erkenntnis, dass die Berlinerinnen ausgezeichnete, äußerst faire und vor allem sehr nette Gastgeber sind.
Auf die Gefahr hin, jemanden zu vergessen, gibt es keine Einzelvorstellung der Spielerinnen oder eine Übersicht der Aufstellung. Bereits im nächsten Training könnte eine neue Spielerin auf dem Platz stehen, dann wäre selbst eine jetzt vollständige Liste schon wieder veraltet, und nichts ist überflüssiger als die Wasserstandsmeldung vom Vortag.
K-H Stille
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Schlagwörter: stuttgart
Oktober 29, 2007 um 1:27 pm |
Hi ladies, Its cool to know there are alot of women in Germany who love Rugby. I play for a smal town near Bad Windsheim we are the Black-n-Blue we are from Illesheim Germany in Bayern. Well keep up the great work.